Traumjob Discjockey: Rügens bekanntester Mann am DJ-Pult über das Leben auf und hinter der Bühne

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Ostseebad Binz. Er kommt pünktlich und fit zum Interview am Morgen, schwarzer Hoodie, sportliche Figur. Meine Vorstellung eines Party-DJs, der bereits 25 Jahre im Geschäft ist, muss ich offensichtlich überarbeiten. „Ich bin auch nicht DJ Maik Juch, sondern Maik Juch“, meint der 43-Jährige und lacht. „Es gibt Kollegen, die viel perfekter sind als DJ. Ich bin eher eine Mischung aus DJ, Entertainer und Moderator.“

Ganz normal also? Einiges deutet darauf hin: Maik ist glücklich verheiratet, zwei Kinder, wohnt seit 2001 fest auf Rügen und liebt die Ruhe im alten Wohnhaus. Und doch ist Maik Juch für das Wohl und Wehe unzähliger Partyabende verantwortlich, bringt Menschen zum Ausrasten und Frauen zum Kreischen. Im Sommer vergeht kein Wochenende, wo er nicht irgendwo auf Rügen hinter dem DJ-Pult steht und für Stimmung sorgt.

Liebste Partys: Seebrückenfest, Gastrosilvester und Daddy cool

Wo sind denn die besten Partys der Insel, will ich vom Profi wissen. „Es ist schwer, da eine Reihenfolge zu bestimmen“, sagt Juch. „Top ist für mich das jährliche Seebrückenfest in Sellin, wo ich mit Marcus Skrzepski auflege. Da stimmt alles: Team, Kulisse, Bühne und open air.“

Genauso gut: „Das Gastrosilvester im Kurhaus“, zählt er auf. „Weil das einfach Kult ist und man dort alle wieder trifft, die man lange nicht gesehen hat und die über den Jahreswechsel hart gearbeitet haben. Ich bin früher schon gern auf die Partys im Binzer Löwen gegangen, letztes Jahr im Kurhaus war mega.“

Auch auf Juchs Liste: die Daddy Cool Partys, bislang im Marstall Putbus, ab 3. Februar im Kurhaus Binz. „Weil die Stimmung einfach entspannt und ausgelassen ist und dort Menschen allen Alters zusammenkommen.“ Aha. Und da sag noch einer, auf der Insel ist nix los.

Juchs erste Platte: David Hasselhoff

Seine Karriere begann allerdings in Schwerin. „Mir war klar, dass ich beruflich etwas machen möchte, was mir Spaß macht, was meine Leidenschaft ist“, erzählt Juch. „Und auf der Bühne habe ich mich immer wohlgefühlt.“ Er habe auch ganz schön gehungert, sagt er mit einem Augenzwinkern, „aber irgendwann war klar, dass ich davon leben kann.“

Erste musikalische Schritte machte er in Jugendclubs – inklusive der damals angesagten Musik. „Meine erste Platte war von David Hasselhoff“, erzählt der 43-Jährige. „Ich war als Kind großer Fan der TV-Serie ,Knight Rider‘.“

Später reihte sich schnell die Prominenz der Techno-Zeit in die Musiksammlung des Schweriners ein. Marusha, DJ Sakin, die ganze Love Parade … rauf und runter. Viel habe sich in den 25 Jahren verändert in der Partyszene, blickt er zurück. Statt Plattenkoffern gibt es heute Festplatten. „Die eigentliche Aufgabe ist aber geblieben“, meint er. „Die Menschen auf der Party mitnehmen, die Stimmung spüren und leiten.“ Und das Handwerk, die Übergänge zwischen den Liedern? „Kommt das vom USB-Stick?“, frage ich nach. „Nein. Auch heute machen gute DJs das selbst.“

Publikum steht im Mittelpunkt, nicht die Eitelkeit

Seine Art aufzulegen richtet sich nach dem Publikum. „Ich habe einen Auftrag“, sagt er. „Da geht es nicht darum, ein bestimmtes Genre zu bedienen, was mir gefällt.“ Also werden auch mal Schlager gespielt, auch wenn Juch persönlich damit nicht viel anfangen kann. „Darum geht es nicht. Wir machen Musik für das Publikum. Wenn ich dann sehe, wie sich die Menschen freuen und mitsingen. Dann ist doch alles okay.“

Nur bei einem bleibt Juch streng: Musikwünsche nimmt er nicht entgegen. „Das geht nicht“, meint er. „Ich tue Menschen gern einen Gefallen, aber ich möchte nicht den Verlauf des Abends aus den Händen geben.“

Eine Veranstaltungsbuchung kam zur nächsten – auch Moderationsaufträge folgten, vom Ironman bis zum Kap-Arkona-Lauf. „Ich war immer gut am Mikrofon, habe eine recht prägnante Stimme“, sagt er bescheiden. Stimmt – wer sie einmal gehört hat, vergisst sie nicht mehr. „Auf der Grünen Woche habe ich zum Beispiel für das Land MV moderiert“, meint er. „Das hat übelst Spaß gemacht, so viele interessante Gesprächspartner. Das würde ich jederzeit wieder machen.“

Peinlichkeiten bei der Tanzgala

Aber auch andere Erfahrungen gehören dazu. „Eine Profi-Tanzgala irgendwann Anfang der 2000er habe ich komplett vergeigt. So schlimm, dass die Agentur mich nach der Hälfte der Zeit ausgewechselt hat“, sagt er heute. „Ich hatte mich unglaublich gut auf das Thema Standardtanzen vorbereitet und war furchtbar aufgeregt. In kurzer Zeit wollte ich dann alles loswerden, was ich mir zurechtgelegt hatte. Es war schrecklich.“ Es sei ihm heute noch peinlich, ja. Aber er habe viel daraus gelernt. „Ich bin gestärkt daraus hervorgegangen. Meine Art zu Moderieren hat sich komplett verändert, eigentlich war das eine gute Erfahrung.“

Auch heute erfindet sich Maik Juch immer wieder neu – derzeit experimentiert er mit kombinierten DJ und Live-Musik Elementen. „Es gibt ein neues Projekt mit dem Namen Salted“, erzählt er. „Laszlo Sandor am Saxofon, Erik Supora an den Drums, Shirley John ist die Stimme und ich lege auf.“ Einen ersten Vorgeschmack gab es auf dem Selliner Weihnachtsmarkt, das Publikum war begeistert. Premiere in großer Besetzung feiert Salted beim Gastrosilvester im Kurhaus.

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